06.09.30 Die
Teezeremonie der besonderen Art
Seit einigen Stunden (es ist eigentlich schon der
1.10.) bin ich jetzt wieder da von unserem Wochenendtrip nach Debrecen
und in die Puszta. Schön war's. Hat eigentlich alles so geklappt, wie
es sollte. Aber fangen wir jetzt mal beim letzten Septembertag an: Die
Hinfahrt war aber erst schon mal toll... Erst die langen Schlangen am
Nyugati morgens um halb neun, die aber erstaunlicher Weise doch recht
fix abgearbeitet werden und dann durften wir auch noch in einem Zug der
tschechischen Bahn in den Farben weiß und grün gemeinsam mit den
Ultras und Fans von Ferencvaroser Fußballclub, die ganz zufällig auch
grün und weiß als ihre Farben haben, nach Debrecen fahren. So viel
leerer wurde der unterwegs leider nicht, aber immerhin wurden die Ultras
in Budapest am Bahnhof gleich von der Polizei in ihren Wagon geleitet
und in Debrecen auch von der dortigen Polizei wieder abgeholt. Zusammen
sitzen konnten wir natürlich nicht, da hätten wir wahrscheinlich schon
'ne Stunde vor Abfahrt da sein müssen, aber die Zeit ging ja auch so
rum... Ganz pünktlich um 12.15 Uhr waren wir jedenfalls in Debrecen.
Wenn man nicht wüsste, dass es die zweitgrößte Stadt des Landes ist
nach Budapest, man würde es nicht vermuten. Das scheint echt so ein
Phänomen besonders in den ehemaligen Ostblockländern zu sein, dass
vermeintlich größere Städte immer noch einen gewissen
Kleinstadtcharakter haben. Meine Hypothese lautet ja, dass das wohl mit
den riesigen Wohnungssiedlungen zusammenhängt, die während des
Sozialismus gebaut wurden, weshalb die Stadt ja nicht natürlich auf
ihre jetzige Größe angewachsen ist. Dementsprechend hat sich auch das
Zentrum der Stadt nicht so entwickelt, wie es für so eine große Stadt
doch üblich wäre. Andererseits kommt aber noch so das Manko hinzu,
dass Debrecen jetzt wahrscheinlich auch nicht so ein großes
Einzugsgebiet hat, weil einfach das Land drum herum nicht so stark
besiedelt ist. Doch so viel nur dazu.
Abgesehen davon, dass in Debrecen jetzt nicht der Teufel los ist, ist es
aber schon eine ganz hübsche, gemütliche Stadt mit der echt schönen
Piac utca, die am Kálvin tér bei der Großen Kirche endet. Gar nicht
mal so weit weg von hier liegt auch unser Studentenwohnheim. Das mit dem
Reservieren hat leider nicht so ganz auf Ungarisch geklappt, denn es ist
nur ein Einzelzimmer und ein Doppelzimmer reserviert. Sollten ja
eigentlich zwei Doppelzimmer sein. Aber zum Glück ist es kein großes
Problem, aus dem ganzen dann drei Doppelzimmer zu machen, denn wir sind
ja zu sechst: ich (der Esel, der sich selbst zuerst nennt), Ulla, Susann,
Maren, Sarah und Ulli. Die Zimmer sind okay, der Preis mehr als das (pro
Person 1720Ft.) und die Lage ist auch wunderbar zentral. Kurzum: Das
Maróthi György Kollégiuma können wir wärmstens weiterempfehlen.
Zu sehen gab's dann in der Stadt leider nicht mehr so viel. Die Große
Kirche hatte schon zu. Dafür durften wir ins Reformierte Kollegium noch
gehen, wo es eine interessante Bibliothek, ein Oratorium, in dem die
ungarische Nationalversammlung 1848/9 tagte und noch zwei Museen gibt.
Ich finde, dass es schon mal sehenswert ist. Mit der Straßenbahn sind
wir noch raus zur Uni gefahren und haben dort die Gegend noch etwas
erkundet, bis wir im botanischen Garten gelandet sind und dort ein
Stündchen verweilten, um über eigene Gärten und Dildo-Kakteen zu
philosophieren.
Da ja sonst nicht so viel zu machen war, blieb viel Zeit fürs Essen und
Kaffee trinken. Mittags waren wir in der Pizzeria Pomeji, gleich in der
Nähe unseres Wohnheims - und die Pizza fand ich echt verdammt lecker
(und auch echt verdammt günstig - 840Ft.)! Abends waren wir im Palma
auf Empfehlung von einer, die in Debrecen studiert und mit Ulla, Sarah
und Ulli den Intensiv-Sprachkurs gemacht hatte. Da war's schon teuer,
das Essen aber auch sehr reichhaltig. Was ein Erdbeer-Cappuccino mit
Vanille-Eis und Sahne in der Suppenkarte zu suchen hat, weiß ich zwar
nicht, aber das Teil war echt ein Traum! Erdbeersoße ist soooo lecker!
Ich frag mich bloß, warum wir die ganze Zeit Professional Bull Riding
gucken mussten... Maren will jetzt übrigens vielleicht mit nach
Slowenien!
Das Abendprogramm hätte dann das Kino sein sollen. Aber bei schlappen
zwei Kinos war die Auswahl nicht groß. Weder an Kinos noch an den
Filmen, also vor allem an Filmen, die im Original mit Untertitel gezeigt
werden. Im Plaza-Einkaufszentrum finden wir das große Kino, aber es
kommen nur drei für uns interessante Filme, die uns nicht wirklich
hinein locken. Das Alternativprogramm ist aber umso besser: Das Carpe
Diem Teehaus, das sich in der gleichen Straße wie die Pizzeria von
heute Mittag befindet. Die Teekarte ist echt bombastisch und die
Weißer-Tee-Zeremonie sehr interessant. Als der Typ den ersten Aufguss
einfach weggeschüttet hat, haben wir ja alle etwas entsetzt geschaut,
aber Susann hatte ja eine ganz große Thermoskanne Wasser und konnte sie
sich so zum Glück noch ein paar mehr Aufgüsse machen. Und immer das
Figürchen brav mitsegnen.
06.09.29 Inside
- outside
Gestern war so der erste richtig anstrengende Tag.
Von 9.40 Uhr bis 19.30 Uhr fast durchgehend Programm. Okay,
zwischendurch waren wir anderthalb Stunden mit ein paar Mentoren (den
üblichen Verdächtigen: Zsuzsa, Sari, Dori) in einem richtig coolen
Teehaus, in dem man durch Schränke kriechen darf, Seile hinaufklettern
muss usw. Das war wirklich toll. Von außen ist der Laden aber auch
total unscheinbar. Zum Glück war die ELTE nicht weit von hier, wo unser
Sprachkurs dann statt fand. Der hat mich gestern dann schon ein bisschen
genervt. Vielleicht lag's auch daran, dass es im Moment immer mehr Leute
werden... Vormittags hatten wir noch zwei Vorträge, wobei der zweite
über "low-achieving pupils in the first grades of primary school"
noch etwas interessanter war und nachmittags beglückte uns Kas Bence
mit seinem Kurs, der auch gleich schon mal die erste Sitzung gehalten
hat. Dazwischen hab ich zum zweiten Mal die Mensa bzw. auf ungarisch das
Büfé getestet. Beim ersten Mal gab's ja keinen Ketchup mehr fürs
Schnitzel. Diesmal hab ich mal gebackenen Camembert oder so was
ähnliches genommen, wieder mit Pommes. Ketchup gab's diesmal sogar.
Dafür waren die Pommes aber schon kalt. Vielleicht hab ich ja auch mal
Glück bei meiner Essenswahl, wer weiß...
Den ganzen Tag über war eigentlich ziemlich müde und fertig. Andere
haben das schon auch gemerkt, lässt sich ja schlecht verbergen. Oder
ich will's vielleicht auch gar nicht verbergen... Abends war ich dann
aber wieder so fit, nachdem ich endlich mal eine Weile in Ruhe zuhause
gewesen war, dass ich mit Ulla zu Franziska, Anka und Caro gekommen bin,
um dort gemeinsam mit Susann vorzuglühen. Die Wohnung von denen ist ja
echt riesig! Ich dachte ja, ich hab schon hohe Türen, aber das
übertrifft ja echt alles. Da würden locker zwei Wohnungen reinpassen!
Und die Zimmer sind auch alle verdammt groß. Dafür ist unsere Küche
zwar auch nicht größer, aber gemütlicher. ;)= Anschließend ging's
dann auf ins Buddha Inside, das von uns Zuhause gar nicht weit weg ist.
Doof nur, dass ich als Kerl meistens Eintritt blechen darf, während die
Mädels alle umsonst rein können. 1000 Forint haben die mir
abgeknöpft. Allerdings haben Ulla, Caro und Susann erst mal die Lage
abgecheckt, bevor ich mich mit hineinbegeben hab. Ist aber schon ganz
nett da drinnen. Musiktechnisch war House angesagt. Das hat den vieren
(Franziska war nicht mehr mit) anscheinend nicht so ganz zugesagt,
wobei... Die Anka war dann auch mal mit auf der Tanzfläche, als wir
Anna und Isa (die Zwillinge aus unserem Kurs) getroffen haben und mit
ihnen mal eine kleine Weile eben da verbracht haben. Und da man ja
bekanntlich gehen soll, wenn's am schönsten ist, hab ich dann auch
recht bald mit den anderen den Laden wieder verlassen und mich in mein
Bett gekuschelt.
Die gute Laune von gestern Abend hat dann heute Morgen auch gleich mit
überdauert. :) Der Babsi hab ich da gleich mal eine schöne
Gute-Laune-Karte geschickt und irgendwann nachmittags hab ich mich dann
noch mal auf in die Stadt gemacht. Das tolle Wetter muss schließlich
genutzt werden, dazu noch an einem freien Tag. :) Zu einem Ausflug hat's
heute zwar nicht gereicht, dafür aber zum Erkunden noch unbekannter
Winkel, wenn auch nur eines kleinen. Wollte nämlich eigentlich in den
Millennium Park. Bloß war da heute ein dämliches T-Com-Festival,
weshalb fast der ganze Park abgesperrt war. Bei nächster Gelegenheit
muss ich da aber noch mal hin. Vielleicht mit dem Jens, wenn er kommt?
(Ja, ich glaube, an deinem ersten Abend testen wir das mal aus!;)) Um
die Ecke gibt's auch eine tolle Pizzeria, hat Ulla gesagt. Man muss nur
den roten Stern finden... (Ja, von Innen muss es wohl auch so die
Richtung sein, auf jeden Fall aber die Speisekarte war die Kreativität
der Pizzen angeht... - Test folgt hoffentlich bald!) Mit der 61, der 49
und der 2 bin ich noch ein Stück durch die Gegend gegondelt und wollte
jetzt doch mal beim Parlament vorbeischauen. Inzwischen hört und liest
man ja nicht mehr groß was. Demonstriert wird aber natürlich nach wie
vor, wenn auch nicht mit so einer riesigen Gruppe. Krass fand ich dabei
weniger die Zelte und Dixie-Klos, die da standen, sondern die ganzen
Stände, an denen Sachen zum essen und Ungarn-Souvenirs angeboten
wurden. Sogar einen Stand mit lauter Haribozeugs gab's da. Das hatte
echt schon eher was von Volksfest... Von den Reden hab ich natürlich
kein Wort verstanden. Beim MTV-Gebäude bin ich auch noch vorbei. Das
ist jetzt halt von der Polizei etwas abgeriegelt, aber sonst auch nichts
besonderes mehr zu sehen außer zwei wohl zerstörten und nun
verbarrikadierten Türen. Dann bin ich auch schon wieder nach Hause und
habe mir nun einen gemütlichen Abend gemacht. :)
Morgen geht's ja zu einem kurzen Trip nach Debrecen mit Übernachtung im
Studentenwohnheim und am Tag drauf in die Hortobágyi Puszta zusammen
mit Ulla, Susann, Maren (die Würzburger Medizinerin, die mit Ulla im
Sprachkurs war) und nun auch Sarah und Ulli. Treffpunkt ist um 8.30 Uhr
am Nyugati pu. Heute Mittag, als ich noch nicht wusste, dass Ulli auch
noch mitkommen will, hab ich für fünf Personen übrigens schon Zimmer
in Debrecen reserviert - per Telefon und auf Ungarisch! Mit Müh und Not
ging das schon. Hoffe ich zumindest. Wir werden's ja morgen sehen. ;)
06.09.27 Wirrungen
und Irrungen
Es ist kurz nach 12, eigentlich ja schon Donnerstag
und draußen hat sich's grad nach einem Feuerwerk angehört, wenn auch
nur kurz. Keine Ahnung, wo da wie was gerade mal wieder los ist. Da
fällt mir ein - ich könnte ja mal kurz noch schauen, ob's neue Infos
zu den Demos gibt. Moment. Okay, scheint ja recht ruhig zu sein. Nur
einige hundert Demonstranten befanden sich am Dienstag Abend noch vor
dem Parlament, sagt der Pester Lloyd. Am Sonntag sind ja dann die
Kommunalwahlen. Da bin ich auf jeden Fall mal gespannt, was danach hier
wieder los ist.
Von der Politik zu meinem Tagesgeschehen: Nichts spektakuläres, außer
einer Raum-Verwirrung, die Frau Kedl ausgelöst hatte. So waren wir brav
an der Damjanich utca (da ist die Praxisstelle unserer Uni, also
Heilkindergarten und Sonderschule) wie's auf dem Plan stand, bloß
dummer Weise hätten wir eigentlich in der Ecséri út sein müssen. Na
ja. Immerhin zur zweiten Veranstaltung waren wir dann am richtigen
Fleck. Bloß Kristina, Barbara, Elisabeth und Hannah nicht, die sich
wohl zeitgleich mit uns in die Gegenrichtung aufgemacht haben, weil sie
dachten, dass sie an der Ecséri út falsch gewesen wären... Frau Kedl
kam nach der Veranstaltung noch vorbei und hat sich bei uns
entschuldigt. Der Vortrag, den wir eigentlich heute Morgen hätten
hören sollen, wird aber nachgeholt, denn der Titel klang auch echt
interessant. Es geht da um den Einsatz von Kunst im Zusammenhang mit
Stottern.
Ich überleg gerade, ob noch irgendwas erwähnenswertes los gewesen
wäre... Ich war noch im Sprachkurs, hab mit Ulla gegessen, mit
Christoph telefoniert und ein paar Laptops mir mal angeschaut, die er
sich herausgesucht hat (sein PC hat nämlich den Geist aufgegeben) und
jetzt hier mal alles auf den neuesten Stand gebracht. Morgen wird, glaub
ich, ein echt stressiger und langer Tag. Aber dafür haben wir am
Freitag überraschender Weise nun mal wieder frei, weil der Dozent da
doch nicht kann. Und somit ist die einzige Veranstaltung von Freitag auf
später verschoben. Ein günstiger Zeitpunkt, noch ein bisschen die
nähere Umgebung zu erkunden. ;)
06.09.26 Man
ist halt nicht gleich nach der ersten Sitzung therapiert...
Ein toller Sommertag, keine Uni - was liegt also
näher, als mal wieder ein bisschen die Gegend zu erkunden? Mach ich
hier ja so selten. ;) Ich hatte mir ja schon ein paar Mal überlegt,
nach Ráckeve zu fahren, weil's sich im Lonely Planet ja schon ganz
schön angehört hat. Allerdings hab ich's dann doch jedes Mal wieder
gelassen und bin lieber woanders hingefahren. Und ganz ehrlich: Also ich
dann da so mit der HÉV an der Endstation in Ráckeve ankam, hab ich mir
auch zuerst gewünscht, gleich wieder umzukehren. Aber die Fahrt ist
trotz des Anschlusstickets an mein Studententicket für ungarische
Verhältnisse nicht ganz billig (einfache Fahrt 416 Ft.) und deshalb hab
ich mir das Städtchen dann halt doch mal angeschaut, wo ich jetzt schon
mal hier war. Am Anfang wirkte es echt sehr dörflich und beschaulich.
Irgendwann stand ich plötzlich vor dem Schloss Savoy, als ich schon
befürchtete, noch ewig diese Straße ins Zentrum lang laufen zu
müssen. Idyllisch ist's hier auf jeden Fall. Etwas eigenartig war nur,
dass ich so ziemlich der einzige Mensch entlang der Straße war.
Irgendwann im Zentrum waren dann aber plötzlich mehr Menschen und mehr
Autos zu sehen. Touristen scheint es übrigens Ende September hier nicht
mehr wirklich viele zu geben. Ich glaube, ein Pärchen gesehen haben,
die überhaupt Touristen hätten sein können. Lang hab ich auch nicht
gebraucht, um alles mal gesehen zu haben. Am Ufer der Donau ist's hier
aber echt total schön, friedlich und ruhig... Na ja, okay, ruhig nicht
ganz, weil direkt hinter mir der Hof einer Schule war. Gestern Abend war
ich ja bei Susann und hab den lieben Gustav gestreichelt. Aber leider
musste ich heute feststellen, dass so eine Hundetherapie wohl doch mehr
Zeit in Anspruch nehmen wird, denn hinter fast jedem Gartenzaun hatte
ich die Befürchtung, dass plötzlich ein wild kläffender Hund
auftaucht. Nein, letzten Endes ist da überhaupt nichts passiert, obwohl
schon etliche Leute Hunde haben. Um der Paranoia aber noch die Krone
aufzusetzen: Bei der serbischen Kirche "bewachte" ein wohl
schon etwas älterer Dackel das Grundstück. Das Tor zum Grundstück
stand offen und auf einem Schild hieß es auch, dass die Kirche offen
sei. Aber als ich schon kurz gezögert hatte wegen dem Dackel hab ich
mich schließlich gar nicht mehr aufs Grundstück getraut, immerhin mit
der Rechtfertigung, schon in einigen serbisch-orthodoxen Kirchen gewesen
zu sein, denn vom Aufbau sind orthodoxe Kirchen sich doch oft sehr
ähnlich. Jedenfalls werd ich wohl noch öfters mal Susann und andere
Hundebesitzer besuchen müssen, um da meine Phobie etwas zu reduzieren.
Ich mein, die Story find ja selbst ich im Nachhinein etwas
lächerlich... Mit der HÉV, die soooo langsam fährt, dass man da
während den 70 Minuten für die 40 Kilometer nur einschlafen kann, bin
ich dann wieder zurück nach Budapest.
Heute war übrigens auch eine Gartenparty, die dann aber doch von sechs
auf vier vorverlegt worden sein muss, denn um halb sechs schrieb Ulla
dann schon, dass ich jetzt nix verpasst hätte. Na ja, sie hatte wohl
Susann ein zweites Mal die SMS geschickt statt mir. Aber ich war ja auch
um fünf erst wieder da. So konnte ich wenigstens was gescheites essen,
bevor's um halb neun mit Maren und noch ein paar Jungs (normalerweise
lebe ich hier ja in einem reinen Frauenhaufen!), von denen Maren und
Ulla ein paar kannten. Wir waren übrigens in dem märchenhaften
Urania-Kino zwischen Blaha Lujza tér und Astoria. Das ist alles so auf
indisch gemacht und wirklich toll! Der Film war auch nicht schlecht
("The Merchant of Venice"), auch wenn man sich erst mal an
Shakespeares Englisch gewöhnen muss, aber ich hab schon verstanden,
worum's ging. Den finalen Ausklang gab's dann noch in 'ner gemütlichen
Runde im Szimpla, bevor ich dann um zwei immerhin auch mal im Bett war.
06.09.25 Erst
im Altofen, dann in der Hundetherapie
Eine Vorlesung, die anscheinend nicht so spannend
war, dass ich mich noch daran erinnern würde (war ja auch schon
vorgestern - wobei, wo ich gerade mal in meine Aufzeichnungen schaue, es
war eigentlich schon ganz okay) füllt meinen Tag ja jetzt noch nicht so
sehr aus. Darum musste noch eine Nachmittagsbeschäftigung her. Johanna
ist gestern Nacht übrigens mit dem Nachtzug ganz spontan nach Hause
gefahren. (Ich hoffe und wünsche dir aber, dass bei dir Deutschland
inzwischen alles wieder etwas besser ist. Was ist denn Budapest ohne
dich?=)) Naja, auf jeden Fall hab ich mich dann am Nachmittag mal auf
den Weg nach Óbuda gemacht, das übersetzt Altofen heißt. Und Budapest
ist dann die Ofenpest? Wer weiß... Um mal den Nahverkehr noch weiter zu
erkunden und ein bisschen was von der Gegend zu sehen, dachte ich mir,
es wär doch ganz schon, mit dem 86er-Bus drüben vom Szent Gellért
tér direkt nach Óbuda zu fahren. Doof nur, wenn man die Haltestelle
partout nicht findet und derweil schon zwei Busse an mir vorbeirauschen,
bis ich mal checke, wo die die Leute aufsammeln - der Bus fährt nur im
10-Minuten-Takt, sollte ich vielleicht auch noch erwähnen. Jedenfalls
ist so schon mal 'ne ganze Weile vergangen, bis ich überhaupt mal auf
dem Weg war. Bei den Resten des militärischen Amphitheaters bin ich
dann mal ausgestiegen. Es soll ja größer als das Colosseo in Rom sein,
aber das kann man sich bei den Ruinen ehrlich gesagt nur schwer
vorstellen. Weiter ging's dann ins Zentrum Óbudas, dorthin, wo früher
mal alles begann. Heute wird der Platz von schicken Plattenbauten
eingerahmt. Alt ist da nix mehr. Ein paar Seitenstraßen weiter findet
man aber noch Reste von Óbuda. Das ist echt krass. Gepflasterte
Straßen, eine schöne Kirche, ein paar flache, alte, aber renovierte
Häuser - und im Hintergrund die alles überragenden
Beton-Wohnsiedlungen. Die drei Plätze, die da sehenswert sind, waren's
aber auch schon, denke ich zumindest. Alles andere sah in der Gegend
jetzt nicht so spannend aus.
Dann rief auch Ulla plötzlich an, ob ich noch 'ne Melone besorgen
könnte, weil Susann keine mehr bekommen hätte. Heute Abend war
nämlich ein Sangria-DVD-Abend bei ihr geplant. Also ratzfatz zum Lehel
tér gedüst, die Markthalle dort mal erkundigt (echt riesig und noch
ziemlich neu!) und etwas mitgenommen, dass ich für eine Melone hielt.
Auf dem Weg nach Hause hab ich dann noch mein erstes richtiges
Albino-Kind gesehen (Haare weiß, Kopf weiß, bloß sind die Hände dann
nicht auch weiß?) und Ulla konnte mich dann wenigstens von meiner
Unwissenheit erlösen: Ja, ich hab da tatsächlich so was meloniges
gekauft. ;)
Der Abend bei Susann war sehr schön, das Sangria schmeckte, auch wenn
ich die von mir gekauften Melonenstückchen irgendwie nicht so prickelnd
fand, dann noch lieber die Pfirsiche, und nachdem wir uns auch mal durch
die riesige Filmauswahl von Kathrin und Kathrin (den Tiermedizin
studierenden Mitbewohnerinnen von Susann mit den Hunden) gequält
hatten, landeten wir bei einem netten Weihnachtsfilm, in dem ich letztes
Jahr kurz vor Weihnachten auch mit Guni und Thomas noch spät abends im
Cinemaxx war: Die Familie Stone. Der Film ist echt schön, wenn auch
echt sehr weihnachtlich und so nur zum Lachen ist er dann auch nicht.
Franziska ist fast eingeschlafen. Allerdings ist sie heute Morgen auch
erst wieder aus Deutschland gekommen und musste schon um halbvier
aufstehen. Irgendwann wurde Gustav, der fünf Monate alte Fox Terrier
dann mal herausgeholt und ja, der ist echt total lieb und wenn ich
ehrlich bin, hab ich, glaub ich, noch nie ein Tier so oft gestreichelt
wie heute Abend geschweige denn es meine Hand ablecken lassen.
Vielleicht wird das ja auch noch mal was mit der Hundetherapie... Gerade
für Namibia wäre das ja vielleicht nicht ganz schlecht. ;) Das
nächste Mal darf dann vielleicht auch noch die andere Hündin mit
raus...
06.09.24
Der rote Kakadu in den Buda-Bergen
So muss ein Sonntag sein, vor allem nach unserem
Pécs-Trip gestern: schön, beschaulich und nicht anstrengend. So um 12
ruft Susann dann spontan an und um zwei verabrede ich mich mit ihr zum
Wandern in den Buda-Bergen. Ulla kommt schließlich auch mit. Diesmal
kommen wir auch nur 5 Minuten zu spät (nicht 20, wie gestern Morgen)
;-). Mit dem 65er-Bus fahren wir hoch in die Berge und los geht's. Es
ist echt toll, wie schnell man dann doch mal aus der Stadt draußen in
der Natur ist. Die Ausblicke auf die Stadt sind auch faszinierend. Die
frische Luft tut auch mal gut. Und meine Füße freuen sich richtig
darüber, mal nicht auf Asphalt, sondern richtigem Waldboden laufen zu
dürfen! Eigentlich wollen wir ja auf den Löwenhügel, aber irgendwie
müssen wir wohl daran vorbeigelaufen sein. Oder hätten wir doch da an
der einen Stelle noch weiter hinauf kraxeln müssen? Wer weiß... Auch
wenn wir dann einen weniger tollen Rückweg gewählt haben, lässt's
sich hier oben eigentlich echt gut wandern und ich könnte mir
vorstellen, dass es nicht unser einziger Trip hierher war. Der
Fernsehturm ist da ja noch so ein Ziel...:)
Abends waren wir dann mit Maren, der Würzburger Medizinstudentin, die
auch mal im Denklerblock gewohnt, und Kathrien, Marens flämische
Mitbewohnerin mal wieder auf den deutschen Filmtagen im Corvin. "A
vörös kakadu" - "Der rote Kakadu" stand auf dem
Programm und der Trailer im Internet sah nicht schlecht aus. Und der
Film war es definitiv auch nicht. Ich war ehrlich gesagt total erstaunt,
wie gut Kathrien den Film sogar verstanden zu haben scheint, denn
manchmal fand ich den sächsischen Dialekt (der Film spielt in Dresden
im Jahr des Mauerbaus) schon echt nicht ganz so einfach zu verstehen.
Hat sich echt gelohnt. Anschließend waren wir noch bei einem
italienischen Restaurant und haben uns mal ausführlich über unsere
Geschwister unterhalten, während die beiden Mädels sich noch ein
Abendessen gegönnt haben.
06.09.23
Einmal quer durch Ungarn
Das war heute eine große Reise! Vom Budapest im
Norden Ungarn ganz runter in den Süden nach Pécs! Die Bahn macht's
möglich, auch wenn unser Schnellzug ruhig noch ein bisschen schneller
fahren dürfte. Aber okay, immerhin waren wir nach 3 Stunden und 40
Minuten pünktlich am Ziel trotz der Metro, die mit ihrem
10-Minuten-Takt am Samstag Morgen uns, also Ulla und mich, schon leicht
ins Schwitzen gebracht. Aber zum Glück war Johanna schon etwas früher
am Déli pályaudvar und konnte die Fahrtkarten für je 833 Forint das
Stück kaufen. Die Fahrt selbst verging übrigens schneller als ich
dachte. Es war mit den beiden aber auch sehr angenehm. Dazu eine etwas
hügelige Landschaft, Sonnenschein und so nach einer Stunde von Budapest
wurden es auch immer weniger Leute im Zug.
Um gleich mal ein Vorab-Fazit zu ziehen: Pécs ist eine echt schöne und
gemütliche Stadt! Nach einer ersten Stärkung im Café Dante (mit
Norwegenfahne und norwegischer Musik - Gruß an Björn!), das uns in
seinem tollen Garten verweilen ließ, stand ein beschaulicher
Besichtigungsnachmittag an. Die Basilika, weil sie gleich in der Nähe
stand, einschließlich der frühchristlichen Welterbe-Grabkammern und
einem netten Mann an der Kasse, der Deutsch konnte, uns dann aber auf
Ungarisch erklärt hat, wie wir in die Grabkammern kommen (mit
ausschließlich deutschen Touristen - uns inklusive), schließlich
wollen wir ja Ungarisch reden und verstehen. Ein anderer netter Mann
führte uns dann in der kleinen, noch erhaltenen Moschee herum und
erzählte uns ganz viel in wirklich gutem Deutsch, dafür, dass er's
sechs Jahre gelernt hat. Ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatten wir
allerdings, als er uns zum Fotografieren förmlich aufforderte und wir
mit unseren Schuhen auf die Teppiche gehen sollten. Der erste Hunger
wurde dann mal mit einem leckeren Eis von der Straße gestillt, bevor
wir in die ehemals größte Moschee Pécs' stiefelten, die jetzt eine
christliche Pfarrkirche ist. Das ist schon irgendwie befremdlich, da
drinnen zu stehen. Natürlich sind wir auch so noch ein bisschen durch
die Gassen und Straßen gestreift, wobei wir immer wieder anhalten
mussten, weil Ullas cooler Freund Fierfischli (wie schreibt man den
überhaupt?) dauernd irgendwelche Poser-Fotos machen musste. Am
Nachmittag begannen dann die Pécsi Napok auf dem Széchenyi tér,
zuerst mit diversen Folkoredarbietungen und anschließend einer
Ska-Band, die uns bei Laune hielt. Der Gruppe vermeintlich
Rechtsextremer neben uns als auch den Punks schien es ebenfalls zu
gefallen.
Mit dem letzten Zug, dem InterCity um 18.44 Uhr ging's dann schließlich
in 2h45 wieder zurück nach Budapest, wo wir am Kelenföldi pu. dann
schon ausstiegen und mit einer die ersten paar Stationen ganz einsam
Straßenbahn nach Hause fuhren, wo der schöne und angenehme Tag
schließlich sein wohl verdientes Ende fand.
06.09.22
Eden
Der Weg ins Paradies ist steinig und beschwerlich.
Das gilt für den heutigen Tag in mehrerlei Hinsicht. Der Morgen war ja
echt eine Qual. Erst der abgelesene Vortrag von einer
Entwicklungspsychologin und dann noch der Vortrag zur
Sehbehindertenpädagogik... Ne, das war jetzt nicht so prickelnd heute
in der Damjánich utca. Die Highlights waren da noch der Film über die
Sensorische Integration (den fand ich echt sehr interessant, wenn auch
etwas sehr unkritisch) und die kleine Führung durch den
heilpädagogischen Kindergarten. Ulla und Johanna sind dann auch gleich
nach dem ersten Teil verschwunden. Hatten aber auch recht so. Und Ulla
musste noch herausfinden, ob man mit dem Bus vielleicht billiger nach
Siebenbürgen kommt. Aber nö, das kostet in etwa genauso viel. Deshalb
fällt dann auch der Beschluss: Die anderen drei Mädels müssen ohne
sie dorthin fahren.
Der nächste halbwegs beschwerliche Weg führte uns am Nachmittag auf
den Gellérthügel. Susann (die beim Friseur war und gar nicht
verunstaltet wurde - es konnte jemand Englisch da*g*), Ulla (mit der ich
im Moment immer ein paar Minuten zu spät komme, egal, bei was...), Caro
und Anka (die schon ganz lange auf uns an der falschen Stelle gewartet
haben) und schließlich ich machten uns dann daran, den Berg
hinaufzulaufen. Der Berg ist auch echt schön mit etlichen
Aussichtspunkten. Und wenn man die vielen wild knutschenden Pärchen
sieht, muss der Hügel wohl auch für sie ein kleines Paradies sein. Die
Aussicht ist jedenfalls wirklich fantastisch, von egal wo. Es ist so
toll, die Stadt zu Füßen zu haben und nicht mittendrin stehen müssen.
Einziger Wehmutstropfen, vor allem für die arme Caro: Hier oben
verlangen die für das Eis echt schon unverschämte Preise, also
natürlich auch wieder in Budapester Relation. Aber wie auch immer, der
Aufstieg hat sich echt gelohnt. Und auch der Abstieg.
Mit Susann haben wir dann leckere Pfannenkuchen gemacht (also die beiden
haben die vor allem gemacht, ich habe endlich mal die Chance genutzt,
mit Christoph skypen zu können - hoch lebe DSL!) und
selbstverständlich auch gegessen... Pfannenkuchen mit Käse und Tomaten
- ein Traum! Weil ich gerade so vom Essen schwärme: Darum ging's auch
in dem Film "Eden", den wir uns um 9 im Corvin bei uns um die
Ecke im Rahmen der zweiten deutschen Filmtage (2. németi film napok)
wieder mit Anka und Caro noch angeschaut haben. Der Film läuft am 2.11.
in Deutschland erst an und ist mit Charlotte Roche in der Hauptrolle.
Ist echt ein sehr interessanter Film, definitiv nicht langweilig und
irgendwie etwas auf seine Weise Besonderes. Allerdings verbreitet er
jetzt nicht unbedingt noch Partystimmung. Wir waren zwar noch mal kurz
ohne Susann anschließend im Cha Cha Cha, aber erstens fand ich's da
doch etwas komisch und zweitens wollten wir morgen früh um 7 am Déli
sein, um mit Johanna nach Pécs zu fahren. Deshalb haben wir dann Caro
und Anka alleine gelassen (die waren ja noch bis um halbfünf da, wie
ich am Montag erfahren durfte) und sind ins Bett gekrabbelt. Ach so, zum
Kino noch mal. Nach dem Film war auch der Regisseur da und stand Rede
und Antwort. Das war auch noch ganz interessant. Und so ging ein
paradiesischer Tag zu Ende...
06.09.21
In
der Stadt der Liebe
Nicht Musik, sondern Liebe liegt in der Luft. Allerdings auch nicht
in der allgemein als Stadt der Liebe angesehenen Metropole Paris,
sondern genau hier in Budapest. Es ist echt der Wahnsinn, wie viele wild
knutschende Pärchen man in dieser Stadt sieht. Ob einfach mal so
zwischendurch auf der Straße, einer Parkbank, in einem Café, auf der
Rolltreppe, in der Metro, Straßenbahn oder Vorortbahn... In Würzburg
ist es mir jedenfalls bisher nie so extrem aufgefallen wie hier. Und ob
Rona mit ihrem Mann sich nicht heimlich doch auch mal zwischen die
ganzen Pärchen im Liebesrausch gesellt, die dann Anka und Caro auf der
Fischerbastei jede gute Fotomotivmöglichkeit versperren...? Wer weiß,
wer weiß... Jedenfalls war ich heute nach der Uni mit Caro, Anka und
Rona im Aquinicum, der römischen Bürgerstadt im Norden Budapests,
genauer gesagt in Óbuda, das übersetzt "Alter Ofen" heißt.
Das schöne Wetter sollte schließlich ausgenutzt werden. Etwas wirklich
besonderes würde ich die Ausgrabungsstätte allerdings nicht nennen.
Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich da schon einige auf
Reisen gesehen habe und Pompei kann da eh von nichts übertroffen
werden. Ganz schön ist es da aber trotzdem auch, wenngleich etwas
einsam während unseres Besuchs. Studenten zahlen übrigens 450 Forint.
Als Highlights würde ich auf jeden Fall mal die Lautsprechersteine
aufführen mit ihrer entspannenden musikalischen Untermalung, aus der
römischen Zeit definitiv die Fußbodenheizung, die Wasserleitungen und
die beheizten Wände... Grabsteine gibt es übrigens auch en masse. Zum
Abschluss gönnen wir uns noch ein Eis, bevor wir wieder nach Hause
fahren. Ich würde das Aquinicum jetzt jedenfalls mal als
B-Sehenswürdigkeit klassifizieren. Leider keine A-Sehenswürdigkeit,
aber ich wüsste auch nicht, dass Budapest jetzt für seine römischen
Ruinen besonders bekannt wäre. Deshalb finde ich das durchaus
gerechtfertigt. Abends war noch der Sprachkurs, den ich bisher echt
nicht schlecht finde und der mich ein bisschen auch an Judits VHS-Kurs
in Würzburg von der Art her erinnert, der mich auf Budapest vorbereitet
hat. Anschließend kam dann Gábor zu uns in die Wohnung, denn wir
sollten heute Abend DSL bekommen. Und was soll ich sagen: Das klappt ja
echt wunderbar! Das ist fast wie Weihnachten. ;) Ab morgen wird dann
endlich fleißig in der Weltgeschichte herumgeskyped!
So, bevor ich ins Bett geh, noch ein paar Worte zur Situation in
Budapest: Die vorige und dritte Nacht war ja doch wieder um einiges
ruhiger. Ganz entspannt hat sich die Lage zwar wohl noch nicht und die
Demonstrationen vor dem Parlament werden anscheinend auch noch eine
Weile weitergehen, aber ich fühle mich bei weitem schon wohler als noch
gestern Abend. Wenigstens hat der FIDESZ (die größte Oppositionspartei)
seine riesige Kundgebung am Hősök tér für Samstag nun abgesagt
und sogar auf einen unbestimmten Termin nach den Kommunalwahlen
verschoben. Ich will nämlich echt nicht wissen, was Samstag Nacht hier
in der Stadt ansonsten los gewesen wäre. Jetzt wollen am Samstag wohl
nur noch die Rechtsradikalen vor dem Parteisitz der Sozialisten (MSZD)
demonstrieren.
06.09.20 Ausschreitungen in
Budapest - Nach der 2. Nacht
Langsam wird's mir doch ein bisschen mulmig zumute. Ich sitze jetzt
hier in meinem Zimmer und doch lausche ich mit einem Ohr die ganze Zeit,
ob von draußen irgendwelche verdächtigen Geräusche zu hören sind.
Gestern Nacht beim Einschlafen war das genauso. Da waren ein paar dumpfe
Schläge zu hören. Keine Ahnung, woher die kamen, denn die Krawalle
waren jetzt nicht direkt bei uns um die Ecke. Allerdings blieben sie
heute Nacht nicht in der Nähe des Parlaments, sondern zogen vom Nyugati
Bahnhof die Ringstraße entlang in unsere Richtung. Am Ende müssen sie
wohl gar nicht mehr so weit von unserer Gegend entfernt gewesen sein.
Tagsüber ist in der Stadt allerdings nicht viel zu sehen. Das einzige
Zeugnis von letzter Nacht waren zwei Fensterscheiben bei McDonald's am
Blaha Lujza tér, die einen Sprung hatten. Die Angst kommt eigentlich
vielmehr durch die Medien. Tagesschau, Spiegel, Pester Lloyd - das sind
so meine Quellen. Beim Sprachkurs vorhin erzählten dann noch zwei
Mädels, eine Belgierin und eine Schwedin, von ihren Erlebnissen
vergangene Nacht. Eine kam grad mit ihren Eltern aus dem Kino beim
Nyugati im Westend City Center, als die Randalierer vorbeizogen. Eine
andere war gerade in der Straßenbahn oder im Nachtbus, als plötzlich
Randalierer die Bahn bzw. den Bus attackierten. Gott sei Dank habe ich
so was noch nicht erlebt. Gestern Abend war ich aber auch so um 11
wieder daheim, nachdem Ulla und ich uns mit ein paar von unseren
Erasmus-Leuten im Café Vian am Liszt Ferenc tér getroffen hatten. Bei
denen war ihr übrigens ihre erste Sprachkurssitzung gleich mal
ausgefallen, weil die Uni an der Muzeum körút gestern den ganzen Tag
lang gesperrt war. Manche Uni-Gebäude sind das auch heute noch. Unsere
Fakultät ist aber so weit draußen, dass wir da glücklicherweise nicht
von betroffen wird. Auf dem Weg zum Sprachkurs habe ich heute übrigens
zum ersten Mal die verstärkte Polizeipräsenz wahrgenommen, denn ein
riesiges, gepanzertes, blaues Polizeifahrzeug fuhr an uns vorbei. Ich
hoffe echt, dass es sich heute Nacht nicht noch weiter aufschaukelt. Ich
möchte nicht morgen früh noch schlimmere Meldungen im Internet lesen
müssen. Die Studentendemo für morgen Nachmittag wurde jetzt übrigens
auch abgesagt bzw. auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, um den
Provokateuren, die für diese Ausschreitungen verantwortlich sind, nicht
noch eine Möglichkeit für Krawalle zu liefern. Das ist echt
vernünftig. Aber nur um das klarzustellen: Das Leben läuft in Budapest
eigentlich ganz normal wie sonst auch und bei mir ist es nicht anders.
Das einzige, was anders ist, ist dieses mulmige Gefühl gepaart mit der
Angst, dass am Ende wirklich hier noch etwas größeres passiert. In
einer meiner ersten Nächte hier in Budapest hatte ich einen total
schrecklichen Traum, in dem ich echt so viel Angst um mein Leben hatte
wie noch nie zuvor. Ich hoffe sehr, dass mir dieses Gefühl nie im
realen Leben begegnen wird... Okay, ich möchte nichts dramatisieren,
aber das ist so meine momentane Gefühlswelt, weil einfach bei mir eine
gewisse Unsicherheit herrscht, wann das ganze hier wieder ein Ende hat.
Auf ein historisches Ereignis bin ich hier nicht scharf. Aber immerhin
bin ich jetzt nicht in Thailand...
06.09.19
Ausschreitungen in
Budapest
Heute Nacht war rund ums Parlament und den Szabadság tér einiges
los. Seit Sonntag wurde vor dem Parlament gegen die Regierung
demonstriert, nachdem die Tonbandaufnahme einer Fraktions- oder
Regierungssitzung vom Mai an die Öffentlichkeit gelangt war, in der der
Ministerpräsident zugibt, dass sie die letzten anderthalb bis zwei
Jahre die Leute nur belogen haben, sie selbst für den wirklich extrem
desolaten Haushalt verantwortlich sind und so weiter... Jedenfalls kam
es in Folge dessen gestern Nacht zu Krawallen, nachdem sich die Demo vor
das Gebäude von MTV (nicht der Musiksender, sondern das ungarische
Staatsfernsehen) verlagert hatte. Die Polizei war darauf überhaupt
nicht vorbereitet und konnte dem Sturm auf den Fernsehsender auch nicht
viel entgegensetzen. Verantwortlich dafür sind wohl vor allem
rechtsextreme Demonstranten und auch Hooligans. Es waren jedenfalls die
schlimmsten Unruhen seit 1956 und der Ministerpräsident nannte die
Krawalle sogar "einen Anschlag auf die Republik". Entschuldigt
hat der sich für seine Rede übrigens bisher nicht... Ums Parlament und
den Szabadság tér ist jetzt offenbar recht viel Polizei präsent und
auch in der Stadt sind mir heute doch ein paar mehr Polizeiautos als
sonst aufgefallen. Eigentlich war für morgen auch für alle
Auslandsstudenten eine Führung durchs Parlament organisiert. Die findet
nun natürlich nicht statt, was ich aber auch nicht so schlimm finde,
weil ich wahrscheinlich sowieso eher zu meiner ersten Sprachkursstunde
hier gegangen wäre.
So viel mal zu den Ereignissen der letzten Nacht. Das politische Klima
in Ungarn ist in letzter Zeit sowieso allgemein anscheinend schon sehr,
sehr angespannt aufgrund der ganzen Sparpläne der Regierung und den
Kommunalwahlen, die am 1. Oktober in Ungarn stattfinden. Hoffentlich
passiert bis dahin nicht noch schlimmeres...
Was ich nur schlimm finde, ist, dass wir davon ja eigentlich nichts
groß über die Medien mitkriegen, weil wir das auf Ungarisch einfach
nicht verstehen. Heute Morgen im Radio hab ich nur mitbekommen, dass
irgendwas mit MTV los ist. In der Metro zur Uni hatte dann jemand die
Metro-Zeitung in der Hand. Da war die Schlagzeile so in etwa:
Dramatische Nacht am Szabadság tér. Das konnte ich dann mit den
Nachrichten von heute Morgen in Verbindung bringen, denn MTV hat seine
Sitz am Szabadság tér. Dazu noch das Foto mit Flammen und Leuten...
Barbara, die zufällig in der gleichen Bahn saß, konnte Ulla und mich
dann noch etwas weiter aufklären, denn sie wohnt beim Parlament ganz in
der Nähe und heute Morgen war wohl eine enorme Polizeipräsenz vor Ort.
In der Uni hat Barbara dann auch nach seinem Vortrag einen Dozenten
darauf angesprochen und er hat uns die ganze Situation dann erklärt.
Ansonsten wären wir jetzt am Ende immer noch die Ahnungslosen. Das ist
eigentlich echt schade. Im Internet hab ich später dann mal ein
bisschen gelesen. Bei web.de und Spiegel war das ja die Top-Meldung und
auch bei der Tagesschau wurde ich fündig. Leider konnte ich mir die
Videos nicht anhören, weil die toll angepriesenen Kopfhörer nicht
funktioniert haben. Jedenfalls werde ich mich die Tage von irgendwelchen
Demonstrationen in Budapest erst einmal fern halten. Wer weiß, was da
am Ende noch alles passiert. Manche rufen ja schon laut "'56,
'56!". Die versuchte Revolution, die sich am 23. Oktober zum 50.
Mal jährt...
06.09.17
Segeln auf dem Balaton
So, bin wieder daheim und freu mich auf mein Bett. Gestern und heute
waren wir (Susann, Johanna, Ulla, Franziska, Carolin und Anka) auf
Zsofis Einladung hin am Balaton, wo wir mit ihrem Papa und einem seiner
Freunde segeln waren. Der Wind war echt ordentlich, die Mannschaft etwas
müde von der Welcome Party letzte Nacht (5 Stunden Schlaf sind halt
echt nicht viel...), aber es war ein wirklich tolles Erlebnis. Nach vier
Stunden rebellierte dann aber auch mein Magen etwas - bei ein paar
anderen auch schon früher. Wir sind halt doch Landratten, ne? Lag
vielleicht auch ein bisschen am Langos, das wir vorher noch zu Mittag
gegessen hatten, frei nach dem Motto, Fett schwimmt oben. Wir waren
danach noch Kaffee trinken, Pizza essen und ein bisschen in
Balatonfüred spazieren, bevor wir uns fürs Schlafen aufgeteilt haben.
Ich durfte in den Männerwohnwagen zu Zsofis Papa und einem seiner
Freunde, aber mal abgesehen von deren Schnarchen hab ich ganz gut
geschlafen. Die anderen Mädels auf dem Bett wohl nicht ganz so und auch
Franziska, Anka und Carolin hat's in den anscheinend etwas müffelnden
Schlafsäcken von dem Freund von Zsofis Papa nicht ganz so gefallen.
Naja, war ja auch alles nur für eine Nacht. Den Sonntag haben wir dann
auf der wirklich schönen Tihany-Halbinsel verbracht (der Ausblick auf
den Balaton ist von hier echt genial! Diese Weite!), wo wir zufällig
Marion und Kristina mit ihrer Mentorin Zsuzsa getroffen haben, mit ihnen
Kaffee trinken waren und dann zusammen mit der Fähre nach Balatonfüred
gefahren sind, von wo die dann noch weiter nach Siófok gefahren sind.
Mit dem echt schnellen Schnellzug (*hust*) waren wir dann in etwa drei
Stunden wieder in Budapest und alle doch ziemlich fertig.
06.09.15 B-
und C-Sehenswürdigkeiten in Budapest
Nach der ersten Uni-Woche, die mit vielleicht zwei Ausnahmen echt
interessant war, haben wir den freien Freitag mal genutzt, um zwei
Budapester Attraktionen zu besuchen: die Pál-Völgyi-Höhle und den
Statue Park. Leider entpuppten sich beide doch eher als B- bzw.
C-Sehenswürdigkeiten. Die Höhle war schon ganz nett, erwartet hatten
wir uns allerdings etwas anderes. Im Reiseführer war sie recht
aufregend beschrieben mit Leitern, steilen Treppen und definitiv nicht
für Kinder geeignet. Als wir dann endlich mal an der Höhle waren (das
war auch schon eine kleine Odyssee, ist aber eigentlich ganz einfach),
wurden wir auf unserer Tour auf Ungarisch allerdings von einer
Schulklasse begleitet und die Wege waren wohl vor kurzem erst alle mit
Beton befestigt und mit Geländern ausgestattet worden, dass es jetzt
nicht so die spannende Kletterei war, die wir gerne gehabt hätten. Im
Statue Park war ich dann noch mit Susann und an Stelle von Franziska,
Anka und Carolin nun Johanna. Was soll man zum Statue Park sagen...
Hinter der großen Werbung steckt ein eher kleiner Park, zu dem Busfahrt
zwar nur 49Ft. kostet, den man aber meiner Meinung echt nicht unbedingt
gesehen haben muss, wenn man in Budapest ist und kein riesiges Interesse
an sozialistischen Statuen mitbringt. Sehr lange waren wir also nicht
dort, auch wenn ich's schon ganz nett fand. Nur ein bisschen mehr
Information und noch ein paar mehr Statuen wären schon schön, wenn man
schon die Reise aus Budapest raus auf sich nimmt. Das Highlight war
heute Mittag eher der Besuch des 24h-Palacsinta-Hauses am Batthány Tér.
Okay, man muss schon zwei oder drei essen, um wirklich satt zu werden,
aber das ist echt sooo lecker! Abends war dann noch die Welcome Party
für alle Exchange students in Budapest im Living Room. Die fand ich
nicht schlecht, nur leider mussten wir dann um 2 doch mal langsam gehen,
schließlich soll's ja am nächsten Morgen um 9 Uhr an den Balaton
gehen.
06.09.10 Sonntags,
11 Uhr in Budapest
Ein Hauch von Frankreich weht heute Vormittag an meinem Fenster
vorbei bzw. besser gesagt ein Kerl mit Akkordeon, die ganze Gegend um 11
Uhr beschallt. Ulla und Björn denken zuerst, dass das bei mir aus dem
Radio käme und ich's immer lauter aufdrehen würde... Irgendwann steht
er echt direkt vor meinem Fenster! (Zum Beweis gibt's ein kleines
Video!) Zwei Kinder auf der anderen
Straßenseite werfen ihm ein paar Münzen hinunter, sogar ohne ein Auto
zu treffen. ;) Nachmittags erlebe ich meinen ersten Koffeinrausch (dank
des Persischen Kaffees) und bei Ikea und in der Váci utca besorgen
Susann, Johanna und ich in Begleitung von Johannas Mitbewohner Peter
(der übrigens das erste Mal in seinem Leben bei Ikea war! Seine Augen
haben echt total geleuchtet, als er da drinnen war!) für Ulla ein paar
Kleinigkeiten für ihren Geburtstag morgen. Mit Johanna und Marion haben
wir dann abends noch im Café Vian, in dem übrigens der tolle Tamás
arbeitet (gell, Marion?), in Kristinas Geburtstag
"reingefeiert", sofern man das sagen kann. Die hat nämlich
genau am gleichen Tag wie Ulla Geburtstag, die werden sogar gleich alt!
Danach checken Johanna und ich noch das Nachtbussystem aus. Das ist echt
super, alle Viertelstunde fährt da einer vom Oktogon zu mir nach Hause!
Morgen ist der erste richtige Uni-Tag. Aber irgendwie fehlt der typische
Herbstgeruch, der normalerweise zum Schul-/Uni-Anfang gehört...
06.09.09 Mir
ist langweilig...
Ulla ist mit Björn beschäftigt, Susann und Johanna machen ihre
Budapest-Sightseeing-Tour - und mir ist langweilig. Da hilft nur: raus
aus der Stadt. Ich überlege mal wieder nach Ráckeve zu fahren (das
hatte ich im August schon mal vor), aber irgendwie zieht's mich dann
doch nach Vác. Für 244Ft. hin und zurück kann man echt nix sagen.
Dafür braucht der Zug für die 34km aber auch 'ne Dreiviertelstunde.
Zurück erwische ich einen Zug, der nonstop durchfährt, aber auch der
braucht 'ne halbe Stunde. Vác ist jedenfalls ein echt hübsches
Städtchen nördlich von Budapest, wenn auch mit einer riesigen
Baustelle, dafür aber mit Ungarns einzigem Triumphbogen, der wiederum
aber gleich neben einem zu Zeiten der Faschisten und auch während der
Anfänge des Kommunismus sehr berüchtigten Gefängnisses steht. Hier
ist alles einfach viel kleiner und viel beschaulicher als in Budapest
und es tut auch mal gut, raus aus der großen Stadt zu kommen. Diese
friedliche Kleinstadt tut echt gut, auch wenn es mir nach zwei Stunden
dort alleine dann doch auch etwas langweilig wird. Wieder zurück in
Budapest, verbringe ich den restlichen Nachmittag im hik mit dem
Schreiben von E-Mails und ähnlichem Zeug (ein Kerl neben mir scheint
übrigens die ganze Zeit mit irgendwelchen Mädels zu chatten und dann
zu versuchen, sie per Handy zu sich nach Hause zu einem Striptease
einzuladen...sehr bizarr, vor allem die Telefongespräche...) und während Björn und Ulla
heute Abend auf einer Hochzeits-After-Party eingeladen sind, genieße
ich einfach mal einen ruhigen Abend. :)
06.09.08 Baden wie
die Götter
Den Freitag hab ich mit Susann und Johanna im Széchenyifürdő
verbracht. Wenn man übrigens an der Seite hineingeht, bekommt man keine
eigene Kabine (wie beim Haupteingang in der Mitte), sondern nur eine
kleine Massenumkleide. Im Bad treffen wir dann (ist Budapest nicht
klein?) zufällig Rona mit ihrem Mann. (Ja, ihrem Mann. Der macht auch
einen sehr netten Eindruck.) So richtig warmes Wasser schlaucht auf
Dauer schon, aber die anderen Becken sind dann ja auch einfach zu kalt,
um in die zu steigen. Draußen, bei leichtem Regen, ist es besonders
toll, in 37-38°C warmem Wasser zu liegen. Das Dampfbad und die Sauna
werden von uns auch getestet, bloß beginnt in der Sauna der Rahmen
meiner Brille ebenso wie die Kontrollnummerplakette (ja, das System mit
den Spinden ist auch sehr schön: man muss sich merken, wo der Spind
ist, auf dessen Innenseite wird eine Nummer hingeschrieben und die muss
dann mit der auf der Plakette übereinstimmen) so richtig auf der Haut
zu brennen. Das Eis, mit dem man sich nach der Sauna dann wieder
abkühlen kann, lindert aber die Schmerzen. (Männer sind wehleidig, ich
weiß.) Jedenfalls war's aber echt sehr schön.
Danach haben wir noch einen kleinen Abstecher zu Susann gemacht
(Hundealarm!), bevor's um 5 vom Deák tér dann mit unseren Mentorinnen
zum Erasmus Information Day in einem Wohnheim etwas außerhalb der
Innenstadt geht. Da brauchen wir auch echt insgesamt fast 'ne Stunde
hin. Das Wohnheim ist solala, die Informationen eher dürftig (das
meiste wissen wir schon - wir wurden schon gut informiert:)), aber
immerhin sind jetzt mal alle unsere Leute auf einem Haufen. In einem
Club beim Deák tér trinken wir dann noch was, wo dann auch die beiden
Mitbewohnerinnern aus Polen von Sabine und Susi (aus Halle) dabei sind.
Und zum Schluss schauen Susann, Johanna und ich noch im Szimpla bei Ulla
und Björn vorbei, die da auf dem Junggesellinnenabschied von einer
ehemaligen Erasmus-Studentin aus Dortmund sind.
06.09.07 Auf
ins Getümmel auf dem Weinfest!
Ullas Freund Björn ist heute Morgen mit dem Flieger angekommen. Die
Sehnsucht war nach vier Wochen doch zu stark. :) Ich verbringe meine
Mittagszeit im hik, nachdem ich mich da mal angemeldet habe und nutze
das auch gleich mal voll aus. Abends ist ein großes Kochen und Essen
bei Johanna angesetzt mit Ulla und Björn, Johanna und ihrem Mitbewohner
Peter, Susann und meiner Wenigkeit. Es gibt 'nen leckeren Auflauf mit
Weißwein, bevor wir auf die Burg zum Weinfest (Borfesztivál) laufen.
Billig ist's ja nicht gerade (2000Ft. Eintritt), aber immerhin gibt's
für jeden einen Brustbeutel mit eigenem Glas sowie zwei Tickets und das
Weinfest ist auch echt riesig. Es gibt so viele Stände! Dazu noch Live
Musik und die Aussicht über die Stadt... Ist echt total schön hier.
Später kommen noch einige Leute aus Ullas Sprachkurs dazu, die auch
supernett sind. Die fahren dann nach mit dem Taxi zum Rio, wir (Peter,
Johanna, Susann und ich) nehmen die Straßenbahn. Susann und Johanna
können die anderen dann im Rio aber nicht finden. Und weil uns der
Laden eh etwas suspekt ist wegen den zwei fast nackten Bunnies, die vor
dem Eingang wie wild posen und fotografiert werden, werfen wir nur noch
'nen schnellen Blick aufs Zöld Pardon (sieht ganz nett aus), bevor's
nach Hause geht. Der ganze Wein macht müde...
06.09.06 Eine
kleine Entdeckungsreise...
Gestern hat mir Kathrin, unsere Vormieterin, mal einen Tipp
geschickt, wo wir billig an schnelles Internet kommen: nämlich im hik,
dem Studenteninformationszentrum. Das ist echt schick, modern, nicht
weit von hier und kostet für ein halbes Jahr nur umgerechnet 5€. Ulla
wird auch gleich Mitglied, ich will erstmal noch ein bisschen in der
Stadt herumschauen und besichtige die Szent István Bazilika (mit der
heiligen Rechten) und laufe über den Szabadság tér zum Parlament, um
von dort mit der Metro in die Váci utca zu fahren. Mir ist langweilig
und ich ruf einfach mal Susi an, ob sie Lust hat, heute Mittag irgendwo
vielleicht ein Eis zu essen, denn es ist echt seit ich hier sind
schönstes Sommerwetter! Isa kommt dann auch mit. Ich führe kurz meine
Wohnung vor, dann fahren wir mit der Straßenbahn zum Batthány tér, wo
wir bei der Angelika und einem sehr aufmerksamen Kellner landen. Um 6
sind wir den Mentorinnen verabredet, die uns in die Krúdy utca
schleppen. Da gibt's echt ein tolles Lokal mit guter Pizza zu fairen
Preisen und die Atmosphäre ist wirklich schön und gemütlich. Danach
folgt noch ein kleiner Spaziergang an der Donau und so gegen 11 sind wir
dann auch mal daheim.
06.09.05 Unsere
kleine Stadtführung
Ma írok magyarul... Nem, tudok csak néhány szó.. Téhát
németül: Heute Morgen haben wir uns schon um 8.45 Uhr an der Quaestura
angestellt, um 9 sind wir sofort reingekommen und immerhin nur eine
Stunde später hatte jeder seinen Stundentenausweis, auch wenn's nur ein
vorläufiger ist, der in 60 Tagen noch mal erneuert werden muss.
Mit Johanna und Ulla war ich dann noch am Liszt Ferenc tér im Café
Vian Kaffee trinken. (Ja, wir möchten die Karten auf Ungarisch...
biztos!) Ein total toller Platz und der Kaffee mit
Vanillepudding schmeckt echt super! Auf dem Rückweg zum Deák tér
gab's für Ulla und mich noch Rétes, aber Ulla fand's nicht so gut. Mir
hat's trotzdem geschmeckt (hab ja keine Vergleichsmöglichkeit).
Für halb zwei war die Stadtführung mit unseren Mentorinnen angesetzt.
Marion ist jetzt auch endlich da! Die ist aber nach der Nachtzugfahrt
fertig mit der Welt und will erstmal nur heim. So kommen nur Johanna,
Susann, Kristina und ich mit den drei Mentorinnen Dori, Sari und Zsuzsa
mit auf die Burg und die Margitsziget. Ulla ist mit Leuten aus ihrem
Sprachkurs verabredet. Auf der Burg wird schon das Weinfest aufgebaut
und auf der Margitsziget gibt's einen tollen Brunnen, der gerne Musik
spielt. Die Aussicht von der Fischerbastei ist natürlich echt der
Hammer.
Mit Dori, Zsuzsa und Johanna war ich dann noch am Keleti pályaudvar
Langos essen... Das war nicht schlecht. Den restlichen Abend hab ich
dann mit Mails schreiben verbracht.
06.09.04 Meine neue
Lieblingsbeschäftigung...?
Gestern - am Sonntag -, haben sich schon mal ein paar Leute aus
unserer Erasmusgruppe getroffen und ich muss sagen, scheinen echt alles
nette Leute zu sein. :) Mit Rona und Kristina war ich dann auch gleich
im Westend City Center, um eine Vodafone-SIM-Karte zu besorgen, aber das
ist mal gar nicht so einfach... Im ersten Vodafone-Laden gibt's keine
SIM-Karten mehr. Die Frau da schickt uns in den 2. Stock. Nach einigem
Warten dort dürfen wir erfahren, dass wir's mal im 1. Stock probieren
sollen. Wenigstens da haben sie tatsächlich noch SIM-Karten. Und so bin
ich nun Besitzer einer schönen neuen ungarischen Handynummer. Mit
Kristina war ich noch am Nyugati bei McDonald's. Sie war am Morgen erst
mit dem Nachtzug aus München gekommen, leider ohne Marion, ihre
Freundin, die eigentlich mit ihr kommen sollte, wegen einer
Autobahnvollsperrung den Zug aber nicht mehr erwischt hatte. Die wird
aber so schnell wie möglich auch noch nachkommen.
Heute am Montag treffe ich mich mit Ulla und deren Mentorin Dori, um zu
Frau Kedl an die Ecséri út zu fahren. Da stellen wir uns kurz vor und
brechen auch gleich zur Quaestura auf, um unsere Studentenausweise zu
holen. Aber die Schlange dort ist echt ewig und wir stehen etwa 1,5
Stunden an, bis wir endlich an der Reihe sind. Und dann bekommen wir nur
einen läppischen Scheck, mit dem wir auf die Post zum Bezahlen sollen,
um morgen wieder zu kommen, um dann die Ausweise zu machen. Was ich nur
krass finde: Den Ungarn in der Schlange scheint das nicht so viel
auszumachen. Mit einer stoischen Ruhe stehen sie da und warten und
warten und warten. Da Dori eh noch auf die Post muss, geben wir ihr das
Geld und sie erledigt das für uns. Das ist echt spitze von ihr! Sie
führt uns dann auch erst mal zum Mittag essen in ein Lokal, wo wir frittierte
Pilzköpfe bzw. frittierten Käse mit Pommes essen.
Abends machen wir noch den Mietvertrag perfekt und laufen mit Susann und
Kristina noch ein bisschen an der Donau entlang.
Zusammenfassend einige Erkenntnisse des Tages:
1. Ullas Mentorin Dori ist total nett, super zuvorkommend und
hilfsbereit, aber manchmal trauen sie einem vielleicht zu wenig zu. So
nett das ist, ein bisschen selbstständig möchte man auch schon sein.
:) Also nichts für ungut, liebe Mentorinnen, wenn wir eure Hilfe auch
mal ablehen! :)
2. Frau Kedl ist echt nett, schon etwas älter, aber fit, spricht
österreichisches Deutsch. Und die rosa Uni sieht von innen echt gut und
neu aus!
3. Ich habe das Warten gelernt. In Ungarn muss man immer etwas länger
warten, scheint es mir. Auf der Quaestura, auf die Bedienung, sowohl im
Café als auch im Fast-Food-Laden, am Fahrkartenschalter... aber die
Ungarn haben dabei immer so eine stoische Gelassenheit... Wann ich die
wohl kriege? Und ob das mal meine neue Lieblingsbeschäftigung wird?
4. Wir haben jetzt einen Mietvertrag - und Andrea und Viktor setzen sich
für das schnelle Internet beim angeblich geizigen (=schmutzigen auf
magyarul) Gábor ein.
5. Wir haben unsere Sternzeichen auf Ungarisch mit Gábor gelernt: Ulla
ist "szűz", ich bin "kos".
6. In nicht mal 6 Stunden muss ich wieder aufstehen. Gute Nacht!
06.09.02 Szia aus
Budapest!
Nach 10 Stunden Zugfahrt bin ich endlich in Budapest! Meiner neuen
Heimat für die nächsten 3 1/2 Monate. Ob ich das so richtig checke?
Nein, definitiv nicht. Gestern Abend war ich noch mit Freunden auf der
Michelsmess, viel länger als geplant, aber ich fand's echt toll und da
kann man ja dann nicht einfach so gehen... Die Müdigkeit hält sich
sogar in Grenzen.
Andrea (die Dolmetscherin) und Viktor (ihr Freund) holen mich wieder vom
Bahnhof ab und wir fahren und laufen zur Wohnung, wo Gábor und Ulla
bereits warten. Wir besprechen kurz alles, vereinbaren für Montag Abend
noch einen Termin wegen dem Mietvertrag und dann bin ich mit meiner
neuen Mitbewohnerin alleine. Und ja, ich glaube, wir werden es echt ganz
gut die nächsten Monate miteinander aushalten können. :) Zur Feier des
Tages gehen wir bei uns um die Ecke gleich mal in der Ráday utca Essen
- beim Berliner. Das war auch echt dringend nötig nach der langen
Zugfahrt. Ich kann's echt noch alles gar nicht glauben... Es fühlt sich
auch alles so unwirklich an. Aber ja, ich bin jetzt in Ungarn! |